Die WIPO (World Intellectual Property Organization) ist die globale Anlaufstelle für Informationen, Dienstleistungen und Politik zum geistigen Eigentum. Sie wurde 1967 gegründet und besteht aus derzeit 191 Mitgliedstaaten.
Werden Marken als Domains von Dritten registriert, um sie hochpreisig weiterzuverkaufen oder gar für Phishing-Zwecke zu missbrauchen, können Markeninhaber bei der WIPO Beschwerde einreichen. Oftmals bezieht sich die Beschwerde auf eine Domain, es gibt aber auch Beschwerden, die gleich zwei oder mehrere Domains betreffen. Die WIPO prüft mit einem einheitlichen Verfahren (Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy, kurz UDRP) jede eingegangene Beschwerde und entscheidet, was mit der jeweiligen Domain geschehen soll. Ein Großteil der Beschwerden endet mit dem Transfer oder der Löschung der Domain. Spannende Fälle veröffentlichen wir auf unserer Webseite oder können in unserem Newsarchiv abgerufen werden.
Die WIPO hat nun in einer Pressemitteilung die Zahlen zur Entwicklung der Beschwerden aus dem Jahr 2018 veröffentlicht. Mit 3.447 Beschwerden gibt es nun einen neuen Rekord bei der Anzahl der eingegangenen Beschwerden. Das sind 12% mehr als im Jahr davor. Die Anzahl der Domains ist allerdings auf 5.655 Domains gesunken (Spitzenwert 2017: 6.371). Fast 73% davon sind .com Domains. Die anderen 27% teilen sich auf .net (4,62%), .org (3,50%), .info (2,23%) und 36 weitere Toplevel-Domains auf.
Der Großteil der Beschwerdeführer kommt aus den USA (976), Frankreich (553), dem Vereinigten Königreich (305) und Deutschland (244). Die Beschwerdegegner sitzen ebenfalls in den USA (840), China (466), dem Vereinigten Königreich (216) oder Frankreich (180). Aus Deutschland kommen lediglich 86 Beschwerdegegner (Platz 9).
Spannend sind die jeweils betroffenen Branchen. Die WIPO führt die Beschwerden auf 17 verschiedenen Sektoren zurück. Das „Bank & Finanzwesen“ führt die Rangliste mit 12% an, gefolgt von den Branchen „Biotechnik & Pharmazie“ und „Internet & IT“ mit jeweils 11%. Hier gibt es also nicht ein paar wenige Branchen, die besonders betroffen sind. Vielmehr teilen sich die eingereichten Beschwerdeverfahren auf unterschiedliche Branchen auf. Ausreißer nach oben oder unten gab es 2018 nicht.
Die wachsenden Zahlen der Beschwerdeverfahren bei der WIPO decken sich mit unseren Erfahrungen aus der Praxis. Daher gehen wir davon aus, dass diese Zahlen – genau wie in der Vergangenheit – weiter steigen werden. Ob in dem einen Jahr die eine oder die andere Branche stärker betroffen sein wird, hängt wahrscheinlich von den jeweiligen Trends ab. Wir raten daher jeder Branche dringend, das jeweilige Domain-Portfolio initial und wiederkehrend zu überprüfen, fehlende Domains hinzuzunehmen, unwichtige auszusortieren und eine interne Strategie für möglichen Domainmissbrauch festzulegen. Hierbei ist es umso wichtiger, dass die involvierten Abteilungen und externen Dienstleister sich abstimmen, um sogenannten Domaingrabbern und Cybersquattern mit einem Beschwerdeverfahren bei der WIPO Grenzen aufzeigen.
Der vollständige Bericht mit weiteren Zahlen kann auf der Webseite der WIPO abgerufen werden.
Quellen: WIPO, eigene